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Stadt Dortmund will schmutzigere Klassenzimmer in Grundschulen

Dortmund hat kein Geld, doch allein der zum "Airport" aufgeblasene Flugplatz kostet die Bürger täglich rund 68.500 Euro (bei 25 Millionen Euro Defizit und 1,7 Millionen Passagieren im letzten Jahr sind das knapp 15 Euro pro Fluggast).

Um Geld zu sparen, hat der Rat am 26. November 2009 den "Maßnahmenkatalog Verwaltungsumbau 2010" vorgestellt, der die Ausgaben der Stadt rigoros zusammenstreicht, selbst wenn es auf Kosten der Gesundheit unserer Kinder geht. Auf Seite 167 (Seitenzahl: "165") der PDF-Datei des Kürzungskataloges findet sich Maßnahme Nr. 36507: Die Reinigungsabstände für die Klassenraumreinigung im ersten und zweiten Schuljahr sowie in der Offenen Ganztagsschule sollen verdoppelt(!) werden. Dadurch, dass die etwa 450 betroffenen Klassenräume nur noch halb so oft gereinigt werden, lassen sich angeblich pro Jahr 668.763 Euro einsparen.

Na, super! Abgesehen davon, dass ich die Rechnung für falsch halte (der Zeitaufwand pro Reinigung steigt schließlich mit zunehmender Verschmutzungsdauer, außerdem müssen die in den Hartz-IV-Bezug entlassenen Putzfrauen auch dann von der Stadt finanziert werden, wenn sie keine Schulen mehr reinigen), so würde diese Aktion gerade einmal dazu führen, dass das Defizit des "Airports" für weniger als 10 Tage gegenfinanziert wird. Dass Hygiene und Gesundheit in einem kausalen Zusammenhang stehen, belastet die Dortmunder Stadtverwaltung offensichtlich in keiner Weise. Dann werden halt mal ein paar der rund 10.000 betroffenen Kinder krank – na und?

Wie oft wird eigentlich die Wartehalle im Flughafengebäude gewischt?

Um nicht immer nur auf dem Flugplatz herumzuhacken: die geplante Füllung des Phoenixsees mit Trinkwasser im Herbst 2010 entspricht einem Endkundenpreis von rund 882.500 Euro (500.000m³ zu je 1,675€). Vielleicht können die Kinder, die gerade nicht krank sind, dann ja wenigstens mal einen Schulausflug zum neuen Protzstück Dortmunds machen und sich anschauen, wo das Geld versickert, das die Stadt bei ihnen einspart. Zu schade nur, dass sich das für die diversen Defizitbetriebe der Stadt bereits gesicherte Geld nicht mehr in den Stadthaushalt zurückbuchen lässt.

SPD verhöhnt fremde Wähler

Die SPD war es wohl leid, immer nur dieselben ausgelutschten Worthülsen auf ihre Plakate zu schreiben und dachte anscheinend, es stelle die Partei doch ganz bestimmt in ein besonders vorteilhaftes Licht, wenn man sich zur Europawahl am 7. Juni einmal kräftig über anderswählende Bürger lustig macht. So wurden auf einen Oberkörper mit lila Schlips und weißem Kragen einmal eine Haifischfratze und ein anderes Mal ein Haartrockner montiert. Dazu stehen auf den Plakatwänden die irrsinnig komischen Texte "Finanzhaie würden FDP wählen" und "Heiße Luft würde DIE LINKE wählen".
SPD-Wahlplakate in Salingen: "Finanzhaie würden FDP wählen" und "Heiße Luft würde DIE LINKE wählen".

Wie man sehen kann, steckt nichts dahinter:
Rückseite der SPD-Wahlplakate in Salingen


Mannomann, so geht das nicht! Wer Werbung treibt, muss doch schreiben, wofür die eigene Marke steht. Bei mir bleibt jedenfalls dank Negativkampagne nur hängen: "Spötter würden SPD wählen".

Nachtrag: Spiegel Online ist ebenfalls schon auf die Plakataktion der SPD aufmerksam geworden. Dem Artikel ist zu entnehmen, dass es auch noch ein Anti-CDU-Plakat gibt: "Dumpinglöhne würden CDU wählen". SpOn stellt zudem fest, dass man sich wohl nicht traute, so kurz nach Rotgrün schon die Wähler der vierten großen deutschen Partei zu verspotten. Auf "Klugscheißer würden Die Grünen wählen" warten wir dann wohl bei dieser Europawahl vergeblich.

Nachtrag 2: Andreas Grieß erfuhr von einem Kampagnenverantwortlichen, dass die SPD bald Plakate mit positiven eigenen Inhalten nachliefern will.

Nachtrag 3: Auf ZEIT-ONLINE erinnert Ludwig Greven im Artikel "SPD setzt auf sinnlose Polemik" vom 27. April 2009 daran, dass die SPD bei der letzten Europawahl gerade einmal 21,5% der Stimmen holen konnte und macht sich Sorgen darüber, dass die SPD eines billigen Wahlkampfgags wegen neue Gräben schafft. Ob die FDP nach den Schmähplakaten noch als begeisterter Koalitionspartner für Steinmeiers Kanzlerschaftspläne bereit steht, muss sich in der Tat zeigen.

Nachtrag 4: Schon am 23. April ist das NDR Satiremagazin "Extra 3" auf die SPD-Plakate aufmerksam geworden. Möglicherweise hatten da noch viele geglaubt, dass es sich bei den Motiven nur um Wahlkampfsatire handeln könne. Doch Extra 3 titelte: Nein, wir sind nicht für ALLE beknackten SPD Plakate zuständig

Weitere Blog-Reaktionen
Auf Blogfuerst.de und Europa2009Wahl werden gerade die schönsten (naja...) Parodien auf die SPD-Wahlplakate gesammelt.
Chris schreibt in FixMBR: "Negative Campaigning der SPD. Eine Partei zerstört sich selbst." und zeigt einige an der politischen Realität orientierten Gegenentwürfe zu den SPD-Plakaten.