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Bielefeld: SIE wollen nicht auffliegen

Man stelle sich vor: im November startet endlich auch in Deutschland Google Street View. Tausende von Nerds stürzen sich sofort auf http://maps.google.de, tippen "BIELEFELD" ein, ziehen den Pegman auf die vermeintliche Hauptstraße und entdecken in Sekundenschnelle, dass sich an der Stelle nur ein paar Bäume und Feldwege befinden. Die Bielefeldverschwörung wäre augenblicklich aufgeflogen. Damit das nicht passiert, haben SIE jetzt eine Webseite online gestellt, in der SIE so tun, als plane die gesamte Stadt ihre eigene Verpixelung.
Was für eine kontraproduktive Aktion! Daran erkennt man doch erst recht, dass es sich bei BIELEFELD nur um ein Phantasieprodukt handeln kann. Stattdessen hätte man einfach Bilddaten einer realen Stadt verwenden können, zum Beispiel aus dem polnischen Zabrze. Welche physisch exisitierende Stadt würde sich schon vor Besuchern verbergen wollen? "Hilfe, Kundschaft! Versteckt euch, Touristen!"? Wer soll denn solche absurden Sätze wie "Die Stadt Bielefeld hat das Unternehmen Google mit Schreiben vom 1. Februar 2010 darauf hingewiesen, dass Aufnahmen der Stadt für den Dienst Google Street View generell nicht erwünscht sind." glauben? SIE stehen mit dem Rücken an der Wand.

Die Angst der Internetausdrucker vor dem Google

Die von Presse und Politik herbeigeredete Ablehnung von Google Street View treibt skurrile Blüten. In Fefes Blog erschien jetzt ein Link auf einen Artikel der Rheinischen Post. Die im Artikel mit vollem Namen(!) genannten Bürger Ludwig H. (83), Konrad R. sowie Anne und Erich J. wollen nicht, dass ihre Privatsphäre durch Google Street View verletzt wird. Deshalb stellten sie sich vor ein Haus in Düsseldorf-Wersten und ließen sich vom Fotografen dort für ein Internetfoto ablichten, auf dem neben allen Gesichtern sogar die Hausnummer erkennbar ist. Alles weitere steht im Telefonbuch und im Branchenbuch, sogar dass in dem abgebildeten Wohnhaus auch ein Ingenieurbüro seinen Platz hat.

Der besondere Witz ist, dass ihre Häuser mutmaßlich gar nicht in Google Street View erfasst werden, weil die Eingangsfassaden nur von einem Fußweg aus einsehbar sind, der vom Kamerawagen gar nicht befahren werden kann. Lediglich die der Straße zugewandte Giebelwand von Haus Nummer 43 wird, wenn überhaupt, in Street View zu sehen sein. Die Häuser 47 und 53 der anderen Beschwerdeführer dagegen sind von der Fahrbahn des Mendelwegs aus gar nicht zu sehen, wie das Video auf e-rent.de deutlich zeigt.

Wer erklärt diesen netten alten Herrschaften jetzt, was SWIFT, ELENA, Vorratsdatenspeicherung, DNS-Sperren, Mautbrücken, Reifendrucksender und biometrische Ausweisdaten sind?
Warum nicht?

Stadt Dortmund will schmutzigere Klassenzimmer in Grundschulen

Dortmund hat kein Geld, doch allein der zum "Airport" aufgeblasene Flugplatz kostet die Bürger täglich rund 68.500 Euro (bei 25 Millionen Euro Defizit und 1,7 Millionen Passagieren im letzten Jahr sind das knapp 15 Euro pro Fluggast).

Um Geld zu sparen, hat der Rat am 26. November 2009 den "Maßnahmenkatalog Verwaltungsumbau 2010" vorgestellt, der die Ausgaben der Stadt rigoros zusammenstreicht, selbst wenn es auf Kosten der Gesundheit unserer Kinder geht. Auf Seite 167 (Seitenzahl: "165") der PDF-Datei des Kürzungskataloges findet sich Maßnahme Nr. 36507: Die Reinigungsabstände für die Klassenraumreinigung im ersten und zweiten Schuljahr sowie in der Offenen Ganztagsschule sollen verdoppelt(!) werden. Dadurch, dass die etwa 450 betroffenen Klassenräume nur noch halb so oft gereinigt werden, lassen sich angeblich pro Jahr 668.763 Euro einsparen.

Na, super! Abgesehen davon, dass ich die Rechnung für falsch halte (der Zeitaufwand pro Reinigung steigt schließlich mit zunehmender Verschmutzungsdauer, außerdem müssen die in den Hartz-IV-Bezug entlassenen Putzfrauen auch dann von der Stadt finanziert werden, wenn sie keine Schulen mehr reinigen), so würde diese Aktion gerade einmal dazu führen, dass das Defizit des "Airports" für weniger als 10 Tage gegenfinanziert wird. Dass Hygiene und Gesundheit in einem kausalen Zusammenhang stehen, belastet die Dortmunder Stadtverwaltung offensichtlich in keiner Weise. Dann werden halt mal ein paar der rund 10.000 betroffenen Kinder krank – na und?

Wie oft wird eigentlich die Wartehalle im Flughafengebäude gewischt?

Um nicht immer nur auf dem Flugplatz herumzuhacken: die geplante Füllung des Phoenixsees mit Trinkwasser im Herbst 2010 entspricht einem Endkundenpreis von rund 882.500 Euro (500.000m³ zu je 1,675€). Vielleicht können die Kinder, die gerade nicht krank sind, dann ja wenigstens mal einen Schulausflug zum neuen Protzstück Dortmunds machen und sich anschauen, wo das Geld versickert, das die Stadt bei ihnen einspart. Zu schade nur, dass sich das für die diversen Defizitbetriebe der Stadt bereits gesicherte Geld nicht mehr in den Stadthaushalt zurückbuchen lässt.

IT, Kompetenz und das NRW-Schulministerium

Die Vorliebe des Schulministeriums für Microsoft-Produkte macht's möglich: Eine VBScript-Fehlermeldung sieht man selten auf professionell betriebenen Webservern.
Besuche auf den Internetseiten des NRW-Schulministeriums sind immer wieder ein Erlebnis. Nachdem ich mich dort schon vor einiger Zeit über die putzige Idee wundern durfte, Stellenanzeigen vor Google zu verstecken, taten sich heute auf der Suche nach den sogenannten "Kompetenzteams" ganz neue Abgründe auf. Das Schulministerium nutzt offensichtlich einen Microsoft-Webserver, dessen Software in Visual-Basic-Scripten(!) verfasst ist.
Microsoft VBScript runtime error '800a01c2'
Wrong number of arguments or invalid property assignment: 'ShowMember'
F:\WCM\CHANNELS\WWW.KOMPETENZTEAMS.SCHULMINISTERIUM.NRW.DE\NRW+KARTE+DER+TEAMS\STADT+DORTMUND\..\..\..\..\..\..\app\kteam\KteamInfo.asp, line 635

Gefunden auf http://www.kompetenzteams.schulministerium.nrw.de/nrw+karte+der+teams/stadt+dortmund/wir.asp

Ich muss aber sagen, dass die IT-Belegschaft im Ministerium es wahrhaftig nicht leicht hat. Wenn ich meine Webprojekte nicht in PHP programmieren und dazu die freigiebige Hilfe der Entwicklergemeinschaft nutzen dürfte, sondern auf solche Meisterwerke wie die Microsoft-Online-Hilfe zurückgreifen müsste, bestünde bei mir akute Hirnimplosionsgefahr: http://support.microsoft.com/kb/305463

How not to be seen

Gestern fühlte ich mich ja irgendwie zu dämlich, eine Suchmaschine zu bedienen. Ich suchte Informationen über das Dortmunder Schulverwaltungsamt, eine Stellenausschreibung, Ansprechpartner, doch Google scheint dort niemanden zu kennen. Inzwischen bin ich etwas schlauer, habe mich durchgeklickt und von dort sogar schon eine hilfreiche E-Mail bekommen.

Trotzdem wollte ich wissen, warum Google sich so unwissend gibt. Die Lösung liegt in einer kleinen Textdatei auf dem Webserver des Schulverwaltungsamtes. Diese heißt "robots.txt" und hat folgenden Inhalt:

# Ganze Site für alle Robots sperren
User-agent: *
Disallow: /


Lustig, nicht? Die Spezialisten dort stellen Informationen ins Internet und sorgen gleichzeitig auf wirksame Art dafür, dass diese nicht durch Suchmaschinen erfasst werden können. Damit jeder sieht, dass es nicht aus Versehen geschehen ist, wird die Tat auch noch ausführlich kommentiert.

„Aber Mr. Dent, die Pläne lagen die letzten neun Monate im Planungsbüro aus.“
„O ja. Als ich davon hörte, bin ich gestern Nachmittag gleich rübergegangen, um sie mir anzusehen. Man hatte sich nicht gerade viel Mühe gemacht die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Ich meine, dass man’s jemandem gesagt hätte oder so.“
„Aber die Pläne lagen aus…“
„Lagen aus? Ich musste schließlich erst in den Keller runter…“
„Da werden sie immer ausgehängt.“
„Mit einer Taschenlampe.“
„Tja, das Licht war wohl kaputt.“
„Die Treppe auch.“
„Aber die Bekanntmachung haben Sie doch gefunden, oder?“
„Jaja“, sagte Arthur, „ja, das habe ich. Ganz zuunterst in einem verschlossenen Aktenschrank in einem unbenutzten Klo, an dessen Tür stand Vorsicht! Bissiger Leopard!“


Zitat aus: Douglas Adams - Per Anhalter durch die Galaxis

Nachtrag (13. September 2008):

Irrsinnig komisch ist auch die robots.txt des Nordrheinwestfälischen Schulministeriums. Microsoft und andere dem Ministerium genehme Firmen dürfen dort alles durchsuchen; allein Google hat augenscheinlich weitreichendes Hausverbot:
User-agent: Googlebot
#Disallow: /*.mitte.html$
#Disallow: /*.rechts.html$
#Disallow: /*.links.html$
#Disallow: /*.abstand.html$
#Disallow: /*.oben.html$
#Disallow: /*.unten.html$
#Disallow: /*.hauptmenue.html$
#Disallow: /*.bannerleiste.html$
#Disallow: /*.kontextbezogene_links.html$
#Disallow: /*.micronavigation.html$
#Disallow: /*.impressum.html$
#Disallow: /*.inhaltsbereich.html$
Disallow: /*.jsp$
Disallow: /*.php$
Disallow: /BPBP
Disallow: /BP/dpa
Disallow: /BP/Schule
Disallow: /*?
Disallow: /*.jpg$

http://www.schulministerium.nrw.de/robots.txt

Nachtrag (15. September 2008):

Inzwischen gibt es eine offizielle Erklärung für die Robotsperrungen auf dortmund.de. Das verwendete CMS ist wohl nicht vernünftig erweiterbar und soll 2009 durch ein besseres System ersetzt werden. Bis dahin wird ein Notbetrieb aufrechterhalten, der soviel Traffic wie möglich vermeidet, damit die Server nicht wieder zusammenbrechen.
Beim Schulministerium dagegen konnte man dessen Google-Embargo bisher nicht begründen, behauptete mir gegenüber jedoch, interessierte Lehrer würden die Seiten trotzdem finden.

Neuromancer von William Gibson als Hörspiel im WDR-Radio 1LIVE

Am 3. Juli 2008 sendet der WDR ab 23:00 Uhr auf 1LIVE den ersten Teil des vierteiligen Hörspiels nach dem Roman Neuromancer von William Gibson. Neuromancer ist ein düsterer Cyberspace-Roman im Stile von "Blade Runner", dessen Motive auch in Filmen wie "Matrix" aufgegriffen wurden.

Die Folgen werden jeweils Donnerstags (3., 10., 17. und 24. Juli 2008) von 23:00 Uhr bis 24:00 Uhr gesendet.

Gefunden auf schattenblick.de

Aus den Presseinformationen des WDR:

Neuromancer
Von William Gibson
Aus dem Englischen von Reinhard Heinz und Peter Robert
Bearbeitung und Regie Alfred Behrens
Produktion RB/WDR 2003

Die Welt in einer korrupten, technikdominierten Zukunft. Case, ehemals begehrter Hacker und Cyberfreak, fristet auf den düsteren Straßen der High-Tech-Unterwelt sein Dasein. Früher vernetzte er sein protoplastisches Nervenimplantat mit fremden Computerplatinen und knackte verschlüsselte Nachrichten aus dem Internet für alle, die sich seine Fähigkeiten leisten konnten. Doch er betrog seine Auftraggeber, die sich dafür brutal an ihm rächten. Seitdem ist sein Nervensystem dauerhaft geschädigt, so dass es ihm körperlich nicht mehr möglich ist, sich ins World Wide Web einzuloggen. Eine finstere Gesellschaft bietet ihm schließlich eine zweite Chance, und plötzlich ist er wieder drin im Cyberspace und dealt mit ganz heißer Ware. Aus der Gosse der hochtechnisierten Megametropole betritt er eine Welt multinationaler Intrigen. Zu spät erkennt Case, dass er in die Kontrolle von „Neuromancer“ geraten ist, einer weitreichenden künstlichen Intelligenz. Diese Cyborgs scheinen einen ganz eigenen Plan zu verfolgen. Für Case beginnt ein virtueller Wahnsinn.

Mit „Neuromancer“ von 1984 fing alles an. William Gibson präsentierte der Welt den Cyberspace und erschuf die Matrix. Seitdem kommen weder die Science-Fiction noch die Realität ohne sie aus. „Die Zukunft ist schon hier, sie ist bloß noch nicht gleichmäßig verteilt ...“

William Gibson, Jahrgang 1948, gilt als Kultautor der Sci-Fi Szene. Er ist der Begründer des „Cyberpunks“, eines Subgenres der Science-Fiction. Von den Kritikern anfangs als spröde und unverständlich verachtet, wurde er zum Sprachrohr einer technisch orientierten Generation. In seinen letzten Romanen geht es Gibson jedoch mehr um zeitgenössische Gesellschaftsanalyse als um Science-Fiction ­ zuletzt in „Spook Country“ (2007).

Mit Matthias Scherwenikas, Jarreth Merz, Marion von Stengel, Boris Aljinovic, Alexander Radszun u.v.a.

Redaktion Isabel Platthaus/Natalie Szallies

Das Hörspiel ist als CD-Edition auch im Buchhandel erhältlich. Hier eine Rezension von Marcel Dykiert für X-Zine.de

Selbst unter Windows lässt sich der Radiorekorder nicht immer installieren. Es muss unbedingt Vista oder XP sein!
Unter Linux lässt sich das Programm dem ersten Anschein nach überhaupt nicht installieren. Bekomme ich jetzt einen Teil der von mir bezahlten und für diesen Unfug verschleuderten GEZ-Gebühren zurück?
Nachtrag: Wenn es einen Preis für softwaretechnische Schildbürgerstreiche gibt, sollte der WDR dringend seine Software "WDR Radiorekorder" einreichen. Er hätte meiner Ansicht nach beste Siegchancen. Man muss sich dieses Programm wirklich einmal ansehen! Um die MP3-Datei einer Radiosendung zu erhalten, genügt es nicht, sie von den WDR-Seiten herunterzuladen oder meinetwegen auch seine E-Mail-Adresse dort anzugeben, damit man die von den bereits bezahlten GEZ-Gebühren produzierte Sendung zugeschickt bekommt, nein, man muss ein Microsoft-Windows-Programm (aber bitte nur unter Microsoft Windows Vista oder Microsoft Windows XP!) herunterladen und installieren, die Sendung auswählen, den Rechner laufen lassen (im Falle von Neuromancer die ganze Nacht beziehungsweise den ganzen Sommerurlaub hindurch) und wenn alles klappt, findet man dann anschließend die MP3-Datei der Sendung auf der Festplatte. Gehts noch? Wer denkt sich so eine Konstruktion aus? Übrigens installiert das Programm zur Krönung des ganzen noch ungefragt einen anscheinend nicht abschaltbaren Windows-Serverdienst, um dem ganzen Netzwerk, in dem sich der Rechner befindet, Daten zur Verfügung zu stellen.